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Frankfurter Rundschau

Zu: „Ein außerordentlich ungewöhnlicher Vorgang”

FR-Wirtschaft vom 24. August 2015

Die FR berichtete dankenswerterweise am 11. 8. über das Mobbing des Betriebsrates bei Mundipharma ("Die Hexe muss weg"). Leider ist das kein Einzelfall, wie der im dem Artikel zitierte IG BCE-Sekretär Alexander Wiesbach glaubt.

Spitze des Eisbergs

Richtig ist, dass nur Einzelfälle der Gewerkschaftsbekämpfung und des damit einhergehenden BR-Mobbing in den Medien bekannt werden. Die wahre Dimension dieses weitgehend ignorierten Skandals, das System der aggressiven Einschüchterung, des offenen Rechtsbruchs und der brutalen Existenzvernichtung, das sich hinter diesen vermeintlichen Einzelfällen verbirgt, wird selten beleuchtet.

Neben Mundipharma sind in der letzten Zeit zahlreiche ähnlich gelagerte Fälle bekannt geworden. Firmen wie AMG, Alstom, Bilfinger, Burger King, Enercon, H&M, Hyundai, IKEA, Kömmerling, Maredo, nora systems, Rhenus oder Volksbank Kraichgau werden in diesem Zusammenhang, wenn überhaupt, in der Lokalpresse erwähnt. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Alle verfügbaren Informationen deuten auf wachsende Angriffe gegenüber aktiven Mitgliedern von Interessenvertretungen hin. Unternehmen gehen mit rabiaten Methoden gegen Betriebsräte und engagierte Gewerkschaftsmitglieder vor. Ziel ist, zuerst die Lähmung und dann die Ausschaltung der betroffenen Kollegen und Kolleginnen.

Familien zerbrechen

Von diesen Vorgehensweisen sind jedes Jahr nach konservativen Schätzungen Hunderte von gewerkschaftlich organisierten Betriebsratsmitgliedern direkt betroffen. Belegschaften werden durch die Kaltstellung ihrer demokratisch gewählten Interessenvertretungen eingeschüchtert und schutzlos gemacht. Nicht zuletzt sind auch die Familien der betroffenen Betriebsräte einem enormen Druck ausgesetzt, an dem sie oft zerbrechen.

Wolfgang Alles, Speyer